Geschichte
Aus den wenigen zur Verfügung stehenden Quellen ist es schwer, die Geschichte der jüdischen Bevölkerung von Lockenhaus umfassend zu dokumentieren. Es sind oft Zufallsfunde - in Akten oder auch im Internet - die nach und nach ein wenig mehr Licht auf diese traurige Geschichte werfen. Das Fortsetzen der Recherchen oder Erinnerungen aus Erzählungen der Großeltern könnten da noch weiterhelfen.
Im Jahr 1992 wurde von der Gemeinde Lockenhaus anlässlich der 500-Jahr-Feier eine Gedenkschrift der Marktgemeinde Lockenhaus herausgegeben. Die Historikerin Mag. Denise Steiger aus Lockenhaus verfasste für diese Festschrift einen Artikel, der die jüdische Geschichte von Lockenhaus erstmals näher und historisch fundiert beleuchtete. Für das 2018 stattgefundene Gedenkprojekt 1938.2018 Shalom.Nachbar wurde der Text "Das jüdische Leben in Lockenhaus" nach neuerlicher Recherche leicht überarbeitet und aktualisiert.
Geschichte ist auch in persönlichen Erzählungen erfahrbar. Einen sehr persönlichen Blick auf die jüdische Geschichte von Lockenhaus geben die Erzählung "Anna und Johanna" von Gertraud Horvath und der Text "Familienwurzeln" von Robert Meir Blum. Sie beschreiben das jüdische Alltagsleben in Lockenhaus, die Normalität des Miteinanderlebens vor dem Jahr 1938 und dokumentieren so einen kleinen Einblick in die jüdische Geschichte von Lockenhaus. Ein besonderes "Fundstück" ist der berührende, von Gertrude Stössel verfasste Brief aus Theresienstadt, der "Brief von Gerty". Die Geschichte dazu, "A postcard from Gerty", wurde verfasst von Yonit Blobstein, Itzchak Stössel und Tamara Schrems-Agia, der Tochter von Elli Rosner (die Empfängerin des Briefes).
Die Diplomarbeit des Historikers Mag. Thomas Ziegler befasst sich mit dem in Lockenhaus geborenen Schauspieler und Hollywoodstar Ludwig Stössel.
Einen kurzen historischen Einblick gibt das Dokumentationsheft zum Projekt 1938.2018 Shalom.Nachbar.
Robert Meir Blum schreibt in "Familienwurzeln" über die Geschichte der jüdischen Bevölkerung im Burgenland:
"Burgenland, das östliche Gebiet von Österreich, war für die Juden ein verhältnismäßig ruhiger Teil dieses Landes, und stand unter der Verwaltung der Fürsten Esterhazy. Es war dies beinahe ein Staat im Staat. Sie nahmen die Juden unter ihren Schutze und in Zeiten von Unruhen oder Kriegen fanden sie Zuflucht in den dortigen zahlreichen Burgen. Diese Fürsten machten das natürlich nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern für diesen "Schutzdienst" mussten die Juden eine hohe Schutzsteuer jährlich zahlen, welche für die meisten Familien eine schwere Last war. Die Juden lebten aber in einigermaßen ruhigen, geregelten Verhältnissen und die jüdischen Gemeinden des Burgenlands bekamen auch das Recht der Selbstverwaltung." (Robert Meir Blum)
Mehr über die Siebengemeinden (Schewa Kehilot) und das jüdische Burgenland:
Burgenländische Forschungsgesellschaft
Österreichisches Jüdisches Museum