Die Familie Kopfstein


Moritz/Maurus Kopfstein, seine Frau Recha und die sechs Kinder verließen Lockenhaus vermutlich bereits im Jahr 1910.

Aus: Jüdisches Leben in Lockenhaus von Mag. Denise Steiger:
„…im Jahre 1851 (ließ sich) Salomon Kopfstein aus Lackenbach in Lockenhaus nieder. Der Vater von Salomon Kopfstein, Simon, war seit 1819 als Schutzjude der Esterhazy-Herrschaft in Lackenbach anerkannt. Der Sohn Salomon wurde infolge eines Zertifikats der Gemeinde Lackenbach und Begutachtung des Ödenburger Bezirkskommissariates 1851 in Lockenhaus aufgenommen und eröffnete ein Gemischtwarengeschäft. Dieses befand sich zunächst im Haus Klostergasse 8. Auch Kopfsteins Brüder Abraham und Isak wohnten zunächst ebenfalls in Lockenhaus, später übersiedelte Abraham nach Unterrabnitz, Isak Kopfstein ging nach Pilgersdorf. Salomon Kopfstein tauschte sein Haus 1880 gegen das des Bäckers Josef Moser (Hauptstraße 12) und eröffnete hier ebenfalls ein Gemischtwarengeschäft. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Maurus Geschäft und Haus. Maurus (Moritz, Mó, Moric) Kopfstein verkaufte das Haus im Jahre 1910 dem Bäckermeister Alois Martin, nach dessen Tod übernahm es sein Sohn Franz Martin. Die Familie Kopfstein übersiedelte von Lockenhaus nach Nagy Tapolcsány und später dann nach Györ in Ungarn…“.


In der Shoa ermordet


Moritz Kopfstein

geboren am 21 März 1856 in Lockenhaus, Zeit und Ort seines Todes sind unbekannt. Sohn von Samuel Kopfstein und Leny Feigelstock, Kaufmann, Vater von vermutlich sechs in Lockenhaus geborenen Kindern, Ehemann von Recha Kopfstein (Friedmann), Verlagsinhaber und Herausgeber von Postkarten, Inhaber des Kaufhauses Kopfstein (heute Hauptstraße 12, Blumenladen/Trafik/Post). Lebte (im Jahr 1936 erwähnt es Pater Schermann in seiner Chronik) in Györ.

Recha Kopfstein ( geb. Friedmann)

geboren am 16. Oktober 1870 in Nagytapolcsány (in der heutigen Slowakei), wurde deportiert, Ort und Zeit ihres Todes sind unbekannt. Sie ist die Mutter von fünf (oder sechs) Kinder und seit dem Jahr 1888 die Ehefrau von Moritz/Maurus Kopfstein in Lockenhaus. Recha ist die Tochter von Heinrich Friedmann und Lina Spitzer. Lebte vor der Deportation in Györ.


lonka/Ilona Kopfstein (Blumenthal)

geboren am 4. November 1889 in Lockenhaus, gestorben im April 1945 in Bergen-Belsen. Tochter von Moritz und Recha Kopfstein. Verheiratet mit Rudolf/Rezso Blumenthal, lebte in Györ. Zwei Kinder: Franz Ference Blumenthal (gestorben am 2. Dez. 1942 in einem Arbeitslager in Yasenevo) und Eugen/Jenö Blumenthal (gestorben am 9. Feber1945 in Buchenwald). Laut Page of Testimony in Yad Vashem wurde Ilonka mit ihren beiden Söhnen aus Györ deportiert.

Richard Kopfstein

geboren am 12. Jänner 1891 in Lockenhaus, gestorben im November 1944 in Auschwitz. Sohn von Moritz und Recha Kopfstein. Besuch der Handelsschule, 1915-1918 im Kriegsdienst, Dampfmühlenbesitzer in Györ.

Bela Kopfstein

geboren am 29. Dezember 1892 in Lockenhaus, wurde deportiert, mehr ist nicht bekannt. Sohn von Moritz und Recha Kopfstein. Er besuchte die Handelsschule und war Prokurist bei der Magyar Bank in Györ.

Imre Kopfstein

geboren am 10. September 1899 in Lockenhaus (HMC Budapest:12.9.1898), gestorben im Feber 1945 in Flossenbürg. Sohn von Moritz und Recha Kopfstein. Er besuchte die Hochschule für Welthandel in Wien, 1919 im Kriegsdienst, Teilhaber einer Handelsgesellschaft in Tapolcsány (Geburtsstadt seiner Mutter). Verheiratet mit Irena Fox (geb. 1908), lebten in Györ. Vater eines Sohns, Gustav Kopfstein (geb. 1936 in Ungarn) Irene und Gustav wurden am 30.9.1944 nach Auschwitz deportiert (ihre beiden Namen stehen auf einer Transportliste).

Postkarte M. Kopfstein
Detail einer Postkarte, herausgegeben vom Verlag M. Kopfstein

Weitere Postkarten hier.

Sechs Mitglieder der Familie Kopfstein, alle geboren in Lockenhaus, kamen in der Shoa ums Leben. Die ersten Recherchen zur Familie Kopfstein wurden im Internet gemacht. Verschiedene Forschungsseiten, Stammbaumdaten, private Aufzeichnungen, Recherchen von befreundeter HistorikerInnen, uvm. wurden verglichen und und soweit wie möglich nachgeprüft. Auf Anfrage im Holocaust Memorial Center in Budapest wurden im Jahr 2022 weitere Details zum Schicksal einiger Familienmitglieder bekannt. Flossenburg, Bergen-Belsen, Buchenwald und Auschwitz sind die - nun bekannten Todesorte - der Shoa Opfer dieser Familie aus Lockenhaus. Ungeklärt ist noch das Schicksal der Eltern (Mór und Recha).


Die Shoa überlebt


Karolina/Lina Kopfstein

geb. 13. April 1902 in Lockenhaus, Tochter von Moritz und Recha Kopfstein. Sie besuchte das Lyzeum (wahrscheinlich in Sopron) lebte in Györ. Verheiratet mit Dr. Emanuel/Mano Feher (geb. 1888 in Tapolcsány gest. 1945 in Bergen-Belsen). Ein Sohn: Ivan Peter Feher (geb. 1932, gest. im Holocaust). Lina überlebte den Holocaust, sie ist gestorben 1988 in Bratislava.

Roszi Kopfstein, 13. August 1905, Tochter von Moritz und Recha Kopfstein, verheiratet mit Dr. Neumann (?)



Quellen:

fpe.che

freepages.rootsweb.com

loebtree.com

geni.com

yadvashem.com

Holocaust Memorial Center Budapest

Chronik Lockenhaus, Aegidius Schermann